Freitag, 15. November 2013

Die Battlefield-4-Kampagne kann gar nichts! Was kann Call of Duty: Ghosts?

Jetzt hab ich als alter Battlefield-Verfechter doch tatsächlich mal die Kampagne von CoD: Ghosts durchgezockt, weil ich von der BF4-Story so enttäuscht war. Für alle, die es interessiert, mein Urteil:

Gleich am Anfang 5-mal gestorben, bis die Schockstarre ausgesetzt hat. Also mal ganz ehrlich… die Waffen klingen wie Spielzeuge, das Handling ist weit davon entfernt, sich in irgendeiner Weise echt anzufühlen. Vor allem alle Waffen total unterschiedlich und unbalanced – die eine Waffe verzieht so heftig, dass man auf 6 Meter Entfernung kein Scheunentor mehr trifft, die andere liegt so fest in der Hand, als hätte ich sie an einer Mauer festmontiert. Und dann diese Granatenflugbahnen… man muss nicht Physik studiert haben, um zu sehen, dass das Quatsch ist. Also, ich muss schon sagen, wenn mir irgendjemand ernsthaft erzählen will, er habe sowohl CoD als auch Battlefield gespielt und findet CoD vom REINEN SPIELGEFÜHL besser, dann macht er sich entweder selbst was vor, oder hat vollkommen den Verstand verloren.

Naja, am Anfang hätte ich am liebsten sofort wieder ausgemacht. Bevor die Story einkickt hat man das Gefühl es geht nur um diesen verdammten Hund, der mal locker der intelligenteste Hund der Weltgeschichte sein muss und ganze Camp-Infiltrationen einfach alleine durchzieht und Informationen beschafft. An der Stelle frage ich mich, spiele ich eigentlich diesen Hund oder spiele ich den Soldaten, der den Hund über irgendwelche Gerätschaften und Implantate so haargenau steuern kann? Ist mir nicht ganz klar geworden. Der Hund soll ja auch irgendwie süß sein, allerdings fällt mir das relativ schwer, ihn so zu sehen, wenn ich gleichzeitig sehe, wie er gegnerische Soldaten auf brutalste Art und Weise hinrichtet. Schwierige Sache an der Stelle: bei den Soldaten weiß ich, dass sie einem moralischen Code folgen, nach dem die anderen die Bösen sind und sie die deshalb bekämpfen, aber der Hund weiß sowas nicht. Der tötet einfach, weil ihm die pure Mordlust antrainiert wurde. Weiß also nicht, ob das so ein geeigneter Schoßhund wäre. Davon abgesehen, ist diese Gameplay-Mechanik auch etwas undurchdacht, da der Hund komplett unverwundbar ist, du ihn aber beliebig oft den Gegnern auf den Hals hetzen kannst. Die können dann nichts machen und werden einfach auf der Stelle zerfleischt. Theoretisch könntest du die ganze Zeit in Deckung bleiben und den Hund die Arbeit erledigen lassen, wenn du geduldig bist. Naja, sei’s drum.

Wenn die Story dann richtig einkickt ist der Hund auch für den Großteil des Spiels weg. Inzwischen hatte ich mich an das Gameplay gewöhnt und kam zähneknirschend damit klar. Eine Mission noch, dann noch eine… Die gute Spannungskurve der einzelnen Missionen und die flüssigen Übergänge sind fesselnd, die Geschichte regt schon das Interesse an. Ich mein, es ist ein Call of Duty. Das ist Popcorn-Action, Unterhaltung ohne große gedankliche Leistung, einfach den Schlauchlevels folgen und ballern. Das ist so ein Punkt, der mich auch bei Filmen schon stört: Warum denken die Leute immer, dass Popcorn-Unterhaltung automatisch schlecht ist? Nur weil es keinen hohen Anspruch hat, kann es trotzdem gut gemacht sein. Iron Man 1 und 3 sind extrem unterhaltsame Filme, weil sie die Formel für ein Action-Spektakel handwerklich nahezu perfekt umsetzen. Ich kann auch das wertschätzen. Es muss nicht jeder Film ein Kunstwerk sein und das Rad neu erfinden. Manchmal ist stumpfe Unterhaltung trumpf!

Das ist genau der Punkt, wo Dice mit Battlefield 4 den Fehler macht… Ihre Formel geht nicht auf, die Charaktere sind schwach, Motivationen nicht nachvollziehbar und die ganze Zeit will man mir mit epischer Musik Gefühle entlocken, die die dürftige Erzählung einfach nicht hergibt. Es ist mir einfach scheißegal, was mit den Leuten auf dem Bildschirm passiert, egal wie viele verdroschene Kindheitsgeschichten sie in völlig unpassenden Momenten zum Besten geben. Und das nachdem die Trailer richtig spannend waren und auf so viel hatten hoffen lassen. Die Story von Battlefield 3 hat mir sehr gut gefallen, eben weil sie nicht so war wie Call of Duty, sondern bodenständiger, realistischer. Mit Battlefield 4 versucht man nur wie Call of Duty zu sein… und vergisst dabei, dass die Stories der CoD-Teile zwar nie sonderlich außergewöhnlich sind, jedoch dennoch (meist) handwerklich gut gemacht und SIE FUNKTIONIEREN. Das ist eine Leistung, das kommt nicht, wenn man einfach nur irgendwas hinklatscht, so wie Dice das offensichtlich getan hat.

Die Story von CoD: Ghosts ist rund. Sie hat eben einfach funktioniert und einen bei der Stange gehalten, wurde nie übertrieben aufdringlich emotional, sondern lieferte einfach eine gehörige Portion Action und Coolness. Der eigentliche Punkt, der mich letztendlich wirklich überzeugt hat, ist allerdings das Missionsdesign. Hier wird einfach alles aufgefahren, was man sich irgendwie an Vielfalt bei so einem Kriegsshooter einfallen lassen kann. Viele Sachen waren sogar neu für mich. Mit Underwater Rifle in 100 m Wassertiefe ballern oder als Astronaut eine Raumstation erobern, sowas habe ich bisher noch in keinem Shooter gemacht. Ich stelle hier auch nicht die Frage, ob das überzogen oder unrealistisch ist, denn es bockt einfach und sorgt für Abwechslung. Mir hat außerdem sehr gut gefallen, wie gut dieses Gefühl des bis an die Zähne bewaffneten Supersoldaten vermittelt wird. Jede Mission ist übersät mit irgendwelchen Specials, besonderen Waffen und Gadgets, die wir benutzen dürfen und uns richtig überlegen und cool fühlen dürfen. (Remote-Sniper, dunklen Raum stürmen mit Epilepsie-Strobos, etc…) Man darf die Wichtigkeit dieses Gefühls nicht unterschätzen, denn das Gefühl, was ich als Spieler beim Spielen habe, ist ausschlaggebend für meine Spielerfahrung. Und an dem Punkt, ich hab es ja schon gesagt, funktioniert Call of Duty einfach. Einfach ist dabei ein gutes Stichwort. Denn natürlich ist das Fahrverhalten der Panzer ein Witz gegen die aus Battlefield… und der Hubschrauber fliegt nur vorwärts, rückwärts, links, rechts, die Flughöhe wird von dem Spiel automatisch bestimmt. Wir sind hier also meilenweit von einer Simulation entfernt. Eine simple Ballerorgie ist es geworden, aber eine sehr unterhaltsame, die ich durchaus weiter empfehlen würde.

Was den Multiplayer angeht, werde ich dennoch bei Battlefield bleiben. Denn da ist Gameplay und Spielgefühl das wichtigste, da es keine Story zu verkacken gibt. Mir persönlich sagt das Battlefield-Gefühl einfach mehr zu. Auf Seiten der Kampagne hat allerdings zumindest dieses Jahr Call of Duty um Längen gesiegt. Wenn also Dice weiterhin damit tönen will, in allen Belangen besser zu sein, dann sollten sie sich da bei Battlefield 5 wesentlich mehr Mühe geben. Ich werde mir auf jeden Fall reinziehen, wie die Geschichte um die „Ghosts“ weitergeht, so viel ist sicher. Und ich bete zu Gott, dass ich nicht nochmal mit den langweiligen Tombstone-Jungs rumlaufen muss.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen